Test RX 5000 (aus "HOBBY", 22/79)

Herzlichen Dank an Herrn P. Lanzendorf fuer die freundliche Genehmigung zur Veroeffentlichung.

 

Das Superschwergewicht

Er wird in Handarbeit hergestellt und ist mit fast einem Zentner Gewicht der schwerste Plattenspieler der Welt. Mit ihm will Micro Seiki beweisen, was der Riemenantrieb wirklich kann

Die einzige Aufgabe eines Plattenlaufwerkes ist es, eine Langspielplatte exakt mit 33 1/3 Umdrehungen zu drehen. Verändert sich diese Drehzahl nach oben oder unten, so ertönt aus den Lautsprechern nervtötendes jaulen.
Technologisch ist das absolute Einhalten der geforderten Umdrehungsgeschwindigkeit heute kein Problem mehr; das kann fast jeder Plattenspieler. Die besten irren sich nur noch einmal innerhalb von 300 Jahren und weichen minimal von der Sollgeschwindigkeit ab. Mit dem hochmodernen Direktantrieb, servokontrolliert und quarzgesteuert, ein Kinderspiel. So gesehen wäre die Entwicklung beim Plattenspieler eigentlich abgeschlossen.

Zweifel dürfen aber doch angebracht sein, und solche haben die Techniker von Micro Seiki. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie stellen die alles überragende Qualität des Direktantriebs beim Plattenspieler in Frage! Krone dieser Überlegungen ist der RX-5000 eine Konstruktion, die man schlicht als primitiv bezeichnen könnte. Noch einfacher und mit weniger Einzelteilen wurde noch nie ein Laufwerk gebaut. Und schwerer mit Sicherheit auch nicht:

Der Plattenteller wiegt 16 Kilo und ruht auf einer konisch geschliffenen Achse ,deren Lager eine Keramikkugel ist, die sich im Ölbad dreht. Die vier seitlichen Zapfen sind Halterungen für Tonarm-Basen. Der Motor (unten) ist servogeregelt und in zwei Geschwindigkeiten schaltbar.(anm. my-micro.de - kursiv = Bildbeschreibung)

Der RX 5000 wiegt ohne Antrieb Tonarm stattliche 42,34 Kilogramm, fast einen ganzen Zentner. Wozu dieses Schwergewicht?
Aufgabe jedes einzelnen HiFi-Bausteins ist die saubere, unverfälschte Klangwiedergabe. Kritischste Bauteile beim Plattenspieler sind das Lager des Plattentellers und die Mittelachse. Bei ihren Überlegungen gingen die Mannen von Micro Seiki davon aus, dass an diesem Punkt keinerlei Schwingungen jedweder wahrnehmbaren Frequenz

Riemenantrieb - doch besser als Direktantrieb?

auf den Plattenteller übertragen werden dürfen. Primärvoraussetzung dafür sind Masse und Gewicht. Ein großdimensioniertes Lager und ein überschwerer Plattenteller sind nämlich gegen äußere Einflüsse so gut wie unempfindlich. Vorausgesetzt natürlich, dass Lager und Achse mit der Präzision eines Uhrwerks gefertigt sind und der Plattenteller auf 1/1000 Gramm genau ausgewuchtet ist. Nach diesen Überlegungen entstand ein Plattenteller mit 16 Kilo Gewicht, der aus einem vollen Block einer Legierung gefräst ist, aus der auch Geschützrohre gemacht werden. Das Lager und die Tellerachse wiegen zusammen 4,14 Kilo. Sie sind in einem Rahmen montiert, der das stattliche Gewicht von 22,2 Kilo aufweist.

Bei diesen Gewichten schied der Direktantrieb allein schon aus mechanischen Gründen aus. Aber Micro entschied sich auch aus einem anderen Grund für den altbewährten Riemenantrieb: Bei Micro bezeichnet man diese Antriebsart als "saubere Energie". Man ging davon aus, dass ein Direktantrieb auch bei präzisester Bauweise immer Störschwingungen auf den Plattenteller und damit über die Schallplatte auf den Tonabnehmer überträgt. Diese Störungen legen sich, so die Micro-Ingenieure, wie ein feiner Filter dämpfend über die Musik. Um all solche Einflüsse auszuschalten, wurde die Antriebseinheit völlig vom Laufwerk getrennt. Einzige Verbindung ist der Gummiriemen. Als Antrieb dient ein Gleichstrommotor für zwei Geschwindigkeiten. Beide Drehzahlen können um + 6 Prozent verändert werden.Der RX-5000 wird ohne Tonarm geliefert. Genau wie beim berühmten DQX-1000 von Micro gibt es verschiedene Basen für fast alle Tonarmkonstruktionen. Der RX-5000 kann insgesamt mit vier verschiedenen Tonarmen bestückt werden.

Besserer Klang mit einem Zentner Metall

Wir montierten einen Ultracraft AC-400 MK-II von Osawa aus München und verwendeten als Tonabnehmer das Technics-300-MC-Moving-Coil-System. Als Referenz dienen der DQX 1000 und der X-9 von Sony. Meßtechnisch ist die Überlegenheit des RX-5000 nicht nachweisbar, aber bei Hörvergleichen stellte er sich letztlich stets als Sieger heraus. Die Klangwiedergabe war brillanter, dynamischer und vor allem sehr viel durchsichtiger.
Bei den beiden wichtigen technischen Daten erreicht der RX-5000 ebenso Spitzenwerte: Gleichlaufschwankungen weniger als 0,02 Prozent, Rumpel-Geräuschspannungsabstand größer als 83 dB. Trotz des superschweren Plattentellers hat der Motor ihn nach dreieinhalb Umdrehungen auf Nenndrehzahl hochgewuchtet. Die exakte Drehzahl wird mit einer Stroboskopscheibe auf dem Plattenteller kontrolliert. Etwa 5500 Mark soll der RX-5000 kosten - das ist viel Geld -, doch es gibt nur einen Plattenspieler, der gleichwertig ist: Er wird von Thorens in Lahr gebaut und kostet mehr als doppelt so viel. Übrigens, auch er hat Riemenantrieb.

Text: Peter Lanzendorf